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Straubings offene Wunde
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Der 25. November 2016
25. November 2016, 15.45 UhrEs ist 15.45 Uhr, als aus den oberen Fenstern des Straubinger Rathauses erste Flammen züngeln.
Nebenan stoßen Christkindlmarktbesucher mit Glühwein an, bevor sie sich über Rauchgeruch wundern.
65 Anrufe laufen innerhalb weniger Minuten bei der Integrierten Leitstelle ein.
Als die Feuerwehr anrückt, beherrschen die Flammen das Rathaus bereits. Der Rauch verhüllt den Stadtturm.
Die Feuerwehrler können immerhin ein Übergreifen auf benachbarte Gebäude verhindern.
Sie brauchen dafür rund 900.000 Liter Löschwasser. Etwa die gleiche Menge an Bier wird in elf Tagen Gäubodenvolksfest getrunken.
Vor allem der historische Rathaussaal wird Opfer der Flammen. Vieles, das Jahrhunderte Stadtgeschichte erzählt, verbrennt.
Es wird dunkel, Oberbürgermeister Markus Pannermayr und Stadtbrandrat Rainer Heimann koordinieren den Einsatz.
Heimann wird später in einem Interview mit NiederbayernTV Tränen in den Augen haben.
In einer Glutwolke stürzen die müden Dachbalken zusammen.
Bestandsaufnahme der Schäden
Der nächste Tag. Der ausgebrannte historische Saal voller Schutt und verkohlter Balken. Tagelang wird hier ausgeräumt, gesichert.
Diese zwei Fotos zeigen den Saal, in dem der Stadtrat tagte - vor und nach dem Brand und dem Schaden durch das viele Löschwasser.
Der Rathaussaal mit der Bühne für Ehrungen, Festerl, Aufführungen ist vollkommen ausgebrannt. Die Stufen zur Bühne verbogen, verkohlt, der Konzertflügel nur noch ein Gerippe aus Saiten.
Die gläsernen Wappen in den Fenstern zum historischen Saal zerspringen beim Brand.
Das bemalte Glas, das den Stadtpflug zeigt, stammt aus dem 14. Jahrhundert - und ist für immer verloren.
Der Blaue Salon: Einst ein repräsentativer Raum für Gäste aus den Partnerstädten, Geehrte, Verdiente - er muss gestützt werden. Das historische Mobiliar ist rausgeräumt.
Den hinteren Teil des Dachstuhls wässert die Feuerwehr, damit sich das Feuer nicht weiter entlang der historischen Balken fressen kann.
Das Löschwasser läuft durch bis in die Geschäfte im Erdgeschoss - die Mieter müssen später über Monate ausziehen, haben Existenzängste.
Im Bild: Denkmalschutzamt-Leiter Erwin Hahn bei der Besichtigung an den Tagen nach dem Brand.
Blick vom Stadtturm
Wenige Tage nach dem Feuer schnüffelt sich Brandmittelspürhund Aicky durch die Trümmer.
Die genaue Ursache für das Feuer wird jedoch nie geklärt.
Bei ihren Ermittlungen kommt die Polizei zu dem Schluss, dass aufgrund des hohen Zerstörungsgrades keine eindeutige Aussage zur Brandursache getroffen werden kann.
Technischer Defekt, fahrlässiges Handeln? Spekuliert wurde etwa über Funkenflug bei Arbeiten unter dem Dach – Beweise gibt es dafür nicht.
Der Saal bekommt ein Notdach, die Mauern werden innen und außen gestützt
So schön festlich war er mal, der historische Rathaussaal
Der Wiederaufbau
Architekt Hild übernimmt die Planung
Ende Oktober 2020 kommt nach jahrelangen Planungen und Vorarbeiten Bewegung in den Wiederaufbau.
Zunächst geht es darum, alles abzustützen. Bis 2024 will die Stadt Wiedereröffnung feiern.
Das Rathaus soll künftig äußerlich wieder so aussehen, wie es die Straubinger gewohnt waren, kündigt Architekt Hild an.
Im Inneren werde sich jedoch einiges ändern, was vor allem dem Brandschutz und der Barrierefreiheit geschuldet sei.
Hier konnten sich vor dem Brand Touristen Stadtpläne oder einen Straubing-Regenschirm kaufen
Baudirektor Wolfgang Bach ist sich sicher, dass ein Neubau inklusive Abriss deutlich günstiger wäre.
Doch das Rathaus sei ein Denkmal und habe „mindestens nationale Bedeutung“.
Allerdings greifen moderne Regeln: Barrierefreiheit, Fluchtwege, Aufzüge - das wird teuer.
Schreinerarbeiten unter den erneuerten Dachbalken
Fünf Jahre danach
Mittlerweile steht ein riesiger Kran im Innenhof.
Und: Das Rathaus hat wohl einen Vorgänger. Bei Grabungen wurden dessen Fundamente entdeckt.
Dachstuhl in neuem Glanz
Dachstuhl in neuem Glanz
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Fotos und Videos: Ulli Scharrer, Christoph Urban, Lutz Teubert, Stadt Straubing, Architekturbüro Hild+K
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