Die Augen der Krise
Es sind Bilder und Töne dieser Zeit, die in Erinnerung bleiben werden.
Nie zuvor lagen so viele Patienten in Deutschland auf Intensivstationen, mussten so viele Maschinen für Menschen atmen, sie ernähren und ihren Herzschlag kontrollieren.
Seit fast zwei Jahren beschäftigt die Corona-Pandemie die Welt. Viele Menschen kämpfen um ihr Leben, ihre Existenz.
Für unsere Redaktion und Fotograf Simon Gehr haben die Pfleger und Ärzte des Uniklinikums Regensburg (UKR) und des Krankenhauses Sankt Josef die Türen der Stationen geöffnet.
Sie wollen zeigen, was es bedeutet, jeden Tag an seinen Arbeitsplatz zu kommen und nicht zu wissen, wie viele Patienten heute sterben.
Das sind die Augen der Krise.
Auf den Stationen ist viel los. Pfleger huschen von einem Zimmer ins nächste, müssen ständig Überkittel, Hauben, Schutzschilde und Handschuhe wechseln.
Täglich müssen die Koma-Patienten gedreht werden, sie liegen regungslos da, wegen der Schläuche braucht es dafür sechs Leute.
Die Erschöpfung sieht man, wenn sich Ärzte und Pfleger bei Kurzbesprechungen auf die Stehtische stützen.
Müde Augen erzählen von den Strapazen.
Es piept, klickt und surrt. Die Beatmungsmaschinen fauchen leise.
Schläuche bahnen sich ihren Weg in die Patienten. Urin läuft in Beutel, Infusionen gluckern vor sich hin.
Intensivstationen mit schwer kranken, beatmeten Menschen gab es auch vor Corona.
Was sich verändert hat, ist die Zahl derer, die sich nicht mehr selbst am Leben halten können.
Weil sich in ihrer Lunge Schleim sammelt, der nicht mehr abfließen kann, Arterien verstopfen und sie keine Luft mehr bekommen.
Die allermeisten von ihnen sind ungeimpft.
„Es ist frustrierend, anstrengend und nervenaufreibend. Die Öffentlichkeit muss endlich verstehen, was los ist.“
am Caritas-Krankenhaus St. Josef Regensburg
„Die Personalsituation, mit einem deutlichen Mangel an Pflegepersonal, empfinde ich als sehr belastend."
"Der Dienstplan ändert sich inzwischen sehr häufig, um Personalausfälle zu kompensieren. Die Unterstützung durch freiwilliges Hilfspersonal (meistens Medizinstudierende) ist für uns deshalb sehr wertvoll.“
„Von 52 Wochen im Jahr 2021 haben wir 51 Wochen lang Corona-Patienten auf unserer Station versorgt."
Universitätsklinikum Regensburg
"Corona war IMMER da und nie ganz weg. Was wir uns wünschen, ist die Anerkennung unserer Leistung in der Pandemie.“
„Unser Verständnis für die Ungeimpften sinkt."
"Manche bleiben sogar nach der Beatmung bei ihrer Meinung, auch Angehörige, die einfach nicht verstehen, dass wir hier jeden Tag um Leben und Tod kämpfen.“
„Wenn ich jeden Tag das große Leid auf unserer Station sehe, das Patienten und deren Angehörige ertragen müssen, dann kann ich nur sagen: Wehe denen, die durch Lügen und Fake-News dazu beigetragen haben, dass sich zu viele Menschen nicht impfen lassen.“
Universitätsklinikum Regensburg